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Long Covid und die Spätfolgen bei Kindern

2. Feber 2022, von Simone Schmelzer

Auch Kinder bekommen Long Covid, so auch Sophie. Sie war deswegen für 5 Wochen im kokon Bad Erlach. Gemeinsam mit ihrer Mama erzählt sie von ihrer Erkrankung und der Reha-Zeit bei uns.

Long Covid Patientin Sophie und ihre Mama

Habt ihr ein Kind, das gerade eine Corona Infektion hinter sich hat? Ihr merkt, dass es Wochen danach merklich schwächer ist oder besonders müde ist? Es krampft? Hat Schwierigkeiten beim Gehen? So geht es der 8-jährigen Sophie aus Niederösterreich. Vor ihrer Infektion hatte sie viele Hobbys: Querflöte spielen, Trampolin hüpfen, malen, laufen, basteln und mit ihren Geschwistern und Freunden spielen. Jetzt kämpft sie mit jedem Schritt. Sophie hat Long Covid und war deswegen für 5 Wochen im kokon Bad Erlach. Wie es ihr dort ergangen ist? Lassen wir sie am besten selbst erzählen.

Interview mit Sophie

Wie war es für dich als du Corona hattest? Hattest du starke Symptome?

Sophie: Als ich Corona hatte, ging es mir nicht schlecht, ich hatte keine Symptome.

 

Und wie geht es dir mit Long Covid? Bist du dadurch stark eingeschränkt? Gibt es Dinge, die dir schwerer fallen oder die du gar nicht mehr tun kannst?

Sophie: Es geht mir nicht gut. Ich kann ganz viele Dinge nicht mehr machen, zum Beispiel im Auto mitfahren oder lange mit anderen Kindern spielen. In der Schule kann ich immer nur kurz sein, mir fällt das Gehen und das Konzentrieren sehr schwer.

 

Wie war die Reha im kokon für dich? Was hast du gemacht? Und was waren deine Ziele?

Sophie: Die Reha war für mich sehr schön. Ich hatte viele Therapien, die alle viel Spaß gemacht haben und ich habe viele neue Freunde kennengelernt. Das Ziel war, dass es mir wieder besser geht, und ich lerne meine Energie besser einzuteilen.

 

Wie sieht so ein Tag im kokon aus? Erzähl uns von deinem Tagesablauf.

Sophie: Um ca. 7:00 Uhr gibt es Frühstück, ab 8:00 Uhr beginnen die Therapien oder die Schule. Mittagessen gibt es zwischen 11:30 und 13:00 Uhr. Am Nachmittag sind wieder Therapien, dazwischen hatte ich immer wieder Pausen, um mich auszuruhen. Am Abend gibt es dann Abendessen und danach spiele ich gerne mit Freunden in der Chill-Out-Area.

 

Welche Therapien hattest du? Und welche haben dir besonders Spaß gemacht?  

Sophie: Ich hatte Spiel-, Gesprächs-, Ergo-, Schwimm-, Kunst-, Bewegungs-, Entspannungs- und Atemtherapie. Am meisten Spaß hatte ich beim Schwimmen und bei der Kunsttherapie.

 

 

Wie waren die Therapien für dich? Hattest du eine/n Lieblingstherapeut/in?

Sophie: Die Therapien haben mir Spaß gemacht. Sie haben mir geholfen, meine Grenzen besser einzuschätzen. Meine Lieblingstherapeuten waren Tobi und Julia.

 

Wie ist das mit der Schule gewesen während deiner Reha?

Sophie: Meine „richtige“ Lehrerin hat meinen Schulstoff in den kokon geschickt. Ich hatte meine Schultasche dabei und hatte jeden Tag eine oder zwei Stunden Unterricht mit zwei sehr lieben Lehrerinnen und am Mittwoch war auch immer noch der Therapiehund dabei, das war ganz toll.

 

Was war der schönste Moment in deiner Zeit im kokon?

Sophie: Als ich mich im Nassraum im Glibber Schleim wälzen durfte.

 

Was war dein Lieblingsplatz im kokon?

Sophie: Meine Lieblingsplätze sind der Kunstraum, das Schwimmbad und die Chill-Out-Area.

 

Wie geht es dir jetzt am Ende der Reha?

Sophie: Leider geht es mir jetzt nicht gut.

Sophie in Freizeit mit Mama und kleinem Bruder

Interview mit Sophies Mama Sabine

Kinder unter 12 Jahren brauchen bei einigen Dingen des täglichen Lebens doch recht viel Hilfe und daher ist es natürlich möglich eine Begleitperson mitzubringen. Neben Eltern bzw. Erziehungsberechtigten, können auch Geschwister zur Reha mitkommen. Hier findet ihr mehr Infos über eine begleitete Reha im kokon.

Sophies Mama heißt Sabine, ist Krankenschwester und Mama von 4 Kindern.

 

Wie bzw. wann haben Sie erfahren, dass ihre Tochter unter Long Covid leidet? Welche Symptome hatte bzw. hat sie?

Sabine: Von Anfang an standen Covid-19-Folgen im Raum. Da es aber weder be- noch widerlegbar war, wurden viele Untersuchungen gemacht und Diagnosen ausgeschlossen. Begonnen hat alles mit Krampfanfällen, Schwindel, Kopfschmerzen und einer Gangstörung. Außerdem leidet Sophie unter Erschöpfung, Schwäche, Infektionsanfälligkeit, Muskelzuckungen und Brustschmerzen.

 

Wie hat die Diagnose Long Covid bisher Ihr gemeinsames Leben und das Ihrer Tochter beeinflusst? Wie hat sich der Alltag verändert?

Sabine: Sehr! Man kennt das Sprichwort: Eine Kette ist nur so stark, wie ihr schwächstes Glied. Alltägliche Dinge, wie Autofahren oder Einkaufen können ihr zur Belastung werden und müssen sehr überlegt sein. In die Schule zu gehen, ist nur wegen ihrer extrem verständnisvollen Lehrerin möglich. Sie darf im Unterricht Pausen machen und wenn sie nicht mehr kann, hole ich sie ab und wir erledigen den Schulstoff über den Tag verteilt zuhause.

 

Wie gehen Sie als Mutter damit um?

Sabine: Der Grat zwischen Fördern und Überfordern ist sehr schmal. Wir sind noch laufend dabei den Weg zu finden, wie wir gemeinsam am besten damit umgehen. Ich spreche mit ihr und ihren Geschwistern sehr viel darüber und erkläre so viel ich kann.

 

Wie war die Zeit im kokon für Sie und Ihre Tochter bzw. für Ihre Familie?

Sabine: Für Sophie, meinen kleinen Sohn (4), der als Begleitkind dabei war und für mich, war es hier eine sehr schöne Zeit. Wir haben viele nette Menschen kennengelernt. Gleichzeitig war es aber auch eine sehr herausfordernde Zeit, weil meine älteren Kinder (10 und 12) zu Hause waren und natürlich auch betreut werden mussten. Dabei haben wir auf unser soziales Netz von Freunden, Opa und Uroma zurückgegriffen, aber teilweise mussten sie auch fremdbetreut werden.

 

Was sind die Ziele der Reha gewesen?

Sabine: Wir wollten so schnell wie möglich zu unserem „normalen“ Alltag zurückkommen und die Grenzen meiner Tochter lernen. Also wie kann sie ihre Energie richtig einteilen, ab wann ist was zu viel, etc.

 

Wie sieht so ein Tag im kokon für eine Begleitperson mit Geschwisterkind aus?

Sabine: Ein Tag im kokon ist durch die Therapiepläne strukturiert. Als Elternteil ist man hauptsächlich damit beschäftigt, das Kind zur richtigen Therapie bzw. zum richtigen Therapieraum zu bringen und anschließend abzuholen. Wobei das „zur Therapie bringen“ sehr nett ist, weil man immer ein (mittlerweile) bekanntes Gesicht zum Plaudern trifft. Der kleine Bruder hat von dem Aufenthalt ungemein profitiert. Zum einen, weil er erstmals (in seinem Leben) „100 % Mama“ hatte und zum anderen, weil er hier von anderen Kindern viel lernen konnte.

 

Waren sie bei den Therapiestunden Ihrer Tochter dabei?

Sabine: Nein, aber jeder Therapeut erklärte was gemacht wird und welche Ziele verfolgt werden und ich habe immer ausführliche Feedbacks erhalten.

 

Was war Ihr schönster Moment im kokon? Und warum?

Sabine: Wir haben sehr viele schöne Momente in den 5 Wochen erlebt, die wir mit vielen netten und sehr wertvollen Menschen teilen durften. Besonders gefreut hat uns, dass uns die Roten-Nasen-Clowns extra im Zimmer besucht haben, als es meiner Tochter nicht so gut ging.

 

Was konntet ihr alles erreichen? Worauf sind Sie besonders stolz?

Sabine: Ein wichtiger Schritt war die Diagnose. Es tut gut, dem einen Namen geben zu können. Wir setzen uns kleine Ziele und gemeinsam erreichen wir auch viel. Besonders stolz bin ich auf meine Kinder, meine Tochter, die sich tapfer durch die Erkrankung kämpft und nie an Motivation und Lebensfreude verliert.

 

Wie würden Sie die Reha im kokon beschreiben? Und wem würden Sie eine Reha empfehlen?

Sabine: Hier im kokon hat wirklich jeder den Raum sich zu entfalten. Jeder, wirklich jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter ist immer freundlich, top motiviert, gut gelaunt und bemüht, dass jedes Bedürfnis der kleinen Patienten und ihrer Familien nach Möglichkeit erfüllt wird.

Ich wünsche ganz vielen Menschen, dass sie im kokon Erfahrungen sammeln können.

Familien in ähnlichen Situationen rate ich: auf sich selbst und das Bauchgefühl hören, sich kleine Ziele setzen und nicht sich oder gar sein Kind aufgeben. Das wird schon wieder, es braucht nur Zeit, Aufklärungsarbeit und Wissen.

Long Covid Reha
Erfahrt mehr über die Long Covid Reha für Kinder und Jugendliche im kokon Bad Erlach.